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Natursteine historischer Bauten im Münsterland, NW-Deutschland
Ulrich Kaplan, Eichenallee 141, 33332 Gütersloh.
Die Naturstein-Vorkommen des Münsterlandes werden durch die geologische Struktur des Münsterländer Kreidebeckens bestimmt. An den Beckenrändern streichen unterkretazische Sandsteine aus, der Bentheimer Sandstein im Norden, Rüthener Grünsandstein im Süden und der Osningsandstein [= Teutoburger-Wald-Sandstein], letzterer mit lokal begrenzten Typen im Osten. Die einzigen Sandsteine aus dem Beckenzentrum sind quarzitisch verfestigte Bruchsteinbänke der oberkretazischen Halterner Sande. Carbonatgesteinen mannigfacher Petrografie finden sich im Norden, im Zentrum und im Süden des Beckens. Unter ihnen sind der Soester Grünsandstein [Anröchter Grünsandstein] im Süden und der Baumberger Sandstein im Nordwesten die bedeutsamsten Natursteine. Lediglich regionale Verbreitung haben turbiditische campane Plattenkalke ["Altenberger Stein"] im zent-ralen Münsterland, die Stromberger Knubben , dickbankige und kompakte Kalksteine, im zentralen südöstlichen Münsterland, der Burgsteinfurter Stein, ein Sammelbegriff für eine Serie aus Sandmergelsteinen, spiculitischen Sandsteinbänken, arenitischen Kalksteinen und Trümmerkalksteinen, im nördlichen Münsterland, der Travertin von Bad Laer [Laerer Piepstein] im zentralen und östlichen Münsterland sowie spiculitische Plänerkalksteine im südöstlichen und südlichen Münsterland.
Diese geologische Vielfalt spiegelt sich in einer Fülle von Natursteinen historischer Bauten wider. Bevorzugt wurden bauwerksnah ausstreichende Natursteine verbaut. Diese wurden oft durch qualitativ bessere Steine wei-ter entfernter Vorkommen ergänzt. Diese Natursteinensembles sind statisch, bauphysikalisch, künstlerisch sowie biblisch-theologisch begründet, letzteres deshalb, weil "kostbare behauene Steine zum Grund des Hauses" und der "Eckstein" immer wiederkehrende Allegorien in Bibeltexten sind.
Sechs historische Bauwerke stehen exemplarisch für Münsterländer Natursteinensembles:
- Der Dom zu Münster zeigt typische Natursteinensembles für das
zentrale Münsterland mit camapanen Plattenkalken ["Altenberger Stein"]
in seinen romanischen und dominierenden Baumberger Sandstein-Quadern in
seinen gotischen Bauabschnitten. Für Fundamente und Sockelsteine nahm
man Bentheimer Sandstein, für zentrale Gewölbeteile bevorzugt Travertin
von Bad Laer.
- Die Pfarrkirche St. Johannes in Langenhorst zeigt charakteristische
Natursteinensembles des nördlichen Müns-terlandes mit vorherrschendem
Burgsteinfurter Stein sowie Sockel und Lisenen aus Bentheimer
Sandstein. Einige Fensterlaibungen und Säulen im Kircheninneren
bestehen aus Baumberger Sandstein.
- Burg Vischering, Lüdinghausen, ist kennzeichnend für das westliches
Münsterland und wurde aus Sandmergelsteinen der Dülmen-Formation sowie
quarzitischen Bruchsteinen der Haltern-Formation errichtet, Eckquader
und Fensterlaibungen aus Baumberger Sandstein.
- Die Bausteinensembles der Stiftskirche St. Bonifatius in
Freckenhorst sind repräsentativ für das südliche zentrale Münsterland
mit campanen Plattenkalken als bedeutsamsten Bruchstein,
Osningsandstein zur Bauzier, der Travertin von Bad Laer außen und nur
hier innen in Kombination mit Soester Grünsandstein.
- Der St. Liborius Dom zu Paderborn im südöstlichen Becken wurde aus
spiculitischen Plänerkalksteinen errichtet, die aus seiner
unmittelbaren Umgebung stammen. Fundamente und Quader bestehen aus
Osningsandstein.
- In Soest dominiert seit dem frühen Mittelalter der Soester
Grünsandstein. Doch haben die bedeutenden Kirchen wie z.B. die St.
Patrokli Fundamente aus Rüthener Grünsandstein.
LITERATUR
Geologisches Landesamt Nordrhein-Westfalen, Hrsg. (1995) Geologie im Münsterland,- 195 S.; Abb. 6 Tab., 1 Taf.; Krefeld. - [Bearbeiter: DROZDZEWSKI, G., HISS, M., LEHMANN, F., MICHEL, F., SKUPIN, K., STAUDE, K., THIERMANN, A., (Geol. LA Nordrhein-Westfalen)].
HILTERMANN, H (1977): Die Sinterkalke (Travertine) von Bad Laer am Teutoburger Wald.- Natur & Heimat, 37: 77-80; Münster.
SIMPER, M. (1991): Die Naturwerksteine Nordrhein-Westfalens und Verwitterungserscheinungen historischer Bausteine am Beispiel dortiger Grabdenkmäler.- Münchener Geol. Hefte, 3: 227 S., 72 Abb., 39 Tab., 4 Taf.; München.